
Terminal konfigurieren unter WSL2

Inhaltsverzeichnis
Einordnung: Warum ein eigener Artikel für das Terminal?
In Teil 2 dieser Serie haben wir Ubuntu unter WSL2 technisch sauber eingerichtet:
Benutzer und Rechte korrekt konfiguriert
Dateisystem performant aufgesetzt
Ressourcen, Netzwerk und WSL2-Integration optimiert
Was dabei bewusst ausgeklammert wurde, ist das Terminal selbst.
Der Grund dafür ist einfach:
Das Terminal ist kein Nebenwerkzeug, sondern die tägliche Arbeitsoberfläche eines Webentwicklers.
Hier finden unter anderem statt:
Git-Kommandos
Composer- und npm-Installationen
Framework-Tools wie Artisan, Symfony Console oder Vite
SSH-Verbindungen und Serverzugriffe
Ein schlecht konfiguriertes Terminal verlangsamt nicht nur den Workflow, sondern führt aktiv zu Fehlern.
Ein gut konfiguriertes Terminal hingegen:
zeigt relevanten Kontext auf einen Blick
reduziert Denk- und Bedienfehler
erhöht Fokus und Arbeitsgeschwindigkeit
Ziel dieses Artikels
Am Ende dieses Artikels verfügst du über:
ein korrekt eingerichtetes Windows Terminal
eine saubere Bash-Konfiguration unter Ubuntu
ein modernes, funktionales Prompt mit Oh My Posh
ein Terminal, das informiert statt abzulenken
eine konsistente Basis für die nächsten Teile der Serie (Git, Docker, Server)
Architektur verstehen: Was hier eigentlich zusammenspielt
Bevor wir mit der Konfiguration beginnen, ist es wichtig, die Zuständigkeiten klar zu trennen:
Windows Terminal
Die grafische Oberfläche: Fenster, Tabs, Profile, SchriftartenWSL2 + Ubuntu
Das Linux-System, in dem die Befehle tatsächlich ausgeführt werdenBash
Die Shell, die Eingaben interpretiert und Kommandos ausführtOh My Posh
Eine reine Prompt-Engine, die ausschließlich die Darstellung der Eingabezeile übernimmt
Diese Trennung ist entscheidend, da Probleme sonst an der falschen Stelle gesucht werden.
Windows Terminal richtig vorbereiten
Warum das wichtig ist
Viele Darstellungsprobleme entstehen nicht unter Linux, sondern im Windows Terminal selbst:
Zeichen werden falsch dargestellt
Abstände brechen unsauber um
Sonderzeichen fehlen vollständig
Oh My Posh nutzt spezielle Unicode-Symbole.
Dafür ist eine passende Schriftart zwingend erforderlich.
Schriftarten: Grundlage für ein funktionierendes Prompt
Was sind Nerd Fonts?
Nerd Fonts sind Monospace-Schriften, die um zusätzliche Symbole erweitert wurden.
Diese Zeichen werden unter anderem für:
Statusanzeigen
Trennsymbole
Git-Informationen
verwendet.
Empfohlene Schriftarten
JetBrainsMono Nerd Font
FiraCode Nerd Font
Installation unter Windows
Schriftart herunterladen
Unter Windows installieren
Windows Terminal öffnen
Einstellungen → Profil „Ubuntu“
Schriftart auswählen
Wichtig:
Oh My Posh funktioniert ohne Nerd Font technisch, aber die Darstellung ist unvollständig und fehlerhaft.
Windows Terminal: sinnvolle Grundeinstellungen
Empfohlene Einstellungen für das Ubuntu-Profil:
Startverzeichnis: leer lassen (WSL nutzt automatisch das Home-Verzeichnis)
Schriftgröße: so wählen, dass Pfade und Code gut lesbar sind
Zeilenabstand: leicht erhöht, sofern verfügbar
Diese Punkte haben einen deutlich größeren Einfluss auf Lesbarkeit und Ermüdung, als oft angenommen wird.
Bash unter Ubuntu: warum wir bewusst bei Bash bleiben
Auch wenn Zsh populär ist, bleiben wir hier gezielt bei Bash:
Bash ist Standard unter Ubuntu
stabil, vorhersehbar und minimal
ideal für servernahe Umgebungen
keine versteckte Magie
Für professionelle Webentwicklung unter WSL2 ist Bash die robustere und langfristig wartbarere Wahl.
Oh My Posh: was es ist – und was nicht
Oh My Posh ist:
kein Shell-Ersatz
kein Framework
keine Spielerei
Sondern:
eine reine Prompt-Engine zur Darstellung relevanter Statusinformationen
Es verändert nicht, wie Befehle ausgeführt werden – nur, wie sie dargestellt werden.
Offizielle Dokumentation:
https://ohmyposh.dev/
Oh My Posh unter Ubuntu installieren
Die Installation erfolgt direkt im Linux-System:
curl -s https://ohmyposh.dev/install.sh | bash -sWas dabei passiert
ein einzelnes Binary wird installiert
keine zusätzlichen Abhängigkeiten
keine Hintergrundprozesse
Installation prüfen:
oh-my-posh --version
Wird eine Versionsnummer ausgegeben, ist die Installation korrekt.
Konfigurationsstruktur anlegen
Oh My Posh arbeitet mit JSON-Konfigurationsdateien.
mkdir -p ~/.config/oh-my-posh
Diese Trennung ist sinnvoll, da sie:
Übersicht schafft
Backups erleichtert
mehrere Themes ermöglicht
Bash so konfigurieren, dass Oh My Posh automatisch geladen wird
Die Bash liest bei jedem Start die Datei .bashrc.
nano ~/.bashrc
Am Ende der Datei ergänzen:
eval "$(oh-my-posh init bash --config ~/.config/oh-my-posh/theme.json)"Danach die Konfiguration neu laden:
source ~/.bashrc
Ab jetzt wird Oh My Posh bei jedem neuen Terminal-Fenster automatisch aktiviert.
Ein gutes Prompt verstehen, bevor man es baut
Ein sinnvolles Prompt beantwortet permanent folgende Fragen:
In welchem Verzeichnis arbeite ich gerade?
In welchem Git-Branch befinde ich mich?
Gibt es uncommittete Änderungen?
War der letzte Befehl erfolgreich?
Fehlen diese Informationen, arbeitet man faktisch im Blindflug.
Ein bewusst simples Theme erstellen
Wir beginnen absichtlich minimalistisch.
nano ~/.config/oh-my-posh/theme.json
{
"version": 2,
"segments": [
{
"type": "path",
"style": "plain" },
{
"type": "git",
"style": "plain" }
]
}
Erklärung der Segmente
path
Zeigt immer exakt das aktuelle Arbeitsverzeichnis an und verhindert Fehlbedienung.git
Zeigt Branch und Status. Unsaubere Arbeitsverzeichnisse sind sofort sichtbar.plain
Keine visuelle Ablenkung. Fokus auf Information.
Dieses Prompt ist nicht spektakulär – aber äußerst effektiv.
Warum Einfachheit hier ein klarer Vorteil ist
Viele Themes wirken beeindruckend, sind aber:
schwer lesbar
visuell überladen
langsamer
unruhig
Gerade bei längeren Sessions führt das zu Ermüdung.
Ein gutes Terminal-Setup ist:
ruhig
konsistent
vorhersehbar
Typische Fehler bei der Terminal-Konfiguration
Zeichen werden falsch angezeigt
Ursache:
keine Nerd Font aktiv
Lösung:
Schriftart im Windows Terminal prüfen
Prompt wird nicht geladen
Ursache:
fehlerhafter oder fehlender Eintrag in
.bashrc
Lösung:
.bashrcprüfensource ~/.bashrcausführen
Terminal wirkt langsam
Ursache:
zu komplexes Theme
zu viele Segmente
Lösung:
Prompt bewusst reduzieren
Best Practices 2025 für das Terminal unter WSL2
Terminal als Werkzeug, nicht als Spielplatz betrachten
Weniger Informationen, dafür relevante
Konsistenz wichtiger als Design
Prompt soll unterstützen, nicht ablenken
Ein gutes Terminal fällt nicht auf – es funktioniert einfach.
Ausblick auf Teil 4 der Serie
Teil 4: PHP & Node.js unter WSL2 einrichten
Nachdem wir das Terminal nun produktiv und übersichtlich konfiguriert haben, widmen wir uns im nächsten Schritt der eigentlichen Laufzeitumgebung für moderne Webentwicklung.
In Teil 4 behandeln wir:
Installation aktueller PHP-Versionen unter Ubuntu
Verwaltung mehrerer PHP-Versionen pro Projekt
Einrichtung von Node.js über Versionsmanager
Integration von Composer, npm und Build-Tools
typische Fehlerquellen und deren Lösungen
Damit ist das System nicht nur ergonomisch, sondern auch technisch bereit für echte Webprojekte.
Teil der Serie

